Ein Juwel spätromanischer Baukunst – einzigartig in Europa

Direkt hinter der Stadtpfarrkirche St. Stephan erhebt sich der Tullner Karner, ein architektonisches und kunsthistorisches Meisterwerk aus dem 13. Jahrhundert. Er gilt als eines der bedeutendsten Beispiele romanischer Sakralarchitektur in Europa – die kunsthistorische Fachliteratur spricht zurecht von einem Unikat.

Besichtigung

Eine Besichtigung des Kapellenraums des Tullner Karners ist bei rechtzeitiger Voranmeldung möglich:

Besucherservice

Jeweils am Freitag und am Samstag von 14 Uhr bis 16 Uhr ist in den Sommermonaten Juni, Juli, August und September der Zutritt zum Kapellenraum im Beisein einer autorisierten Begleitperson möglich. Infos: www.tullner-karner.at

3D Modell

Eine beeindruckende 3D Innenansicht bietet Einblicke in den Tullner Karner.
 

Herkunft und Baugeschichte

Errichtet wurde der Karner etwa um 1240, vermutlich im Auftrag des letzten Babenbergerherzogs Friedrich II..
Bemerkenswert: Die ausführende Bauhütte mit normannischem Einfluss war zuvor im westungarischen Jak tätig. Das dortige Trichterportal ist nahezu identisch mit dem Tullner Eingangsportal – ein direkter architektonischer Verwandter.

Architektur mit Symbolkraft: Der 11-Eck-Grundriss

Der Grundriss des Karners ist elfeckig – eine ungewöhnliche, aber bewusste Entscheidung. Sie verweist auf sakrale Ursprünge, mutmaßlich inspiriert von einem Heiligtum in Jerusalem.
Die orientierte Ostapsis zeigt eindrucksvolle mittelalterliche Fresken mit starkem theologischen Bezug:

  • Christus als Weltenrichter
  • Erzengel Michael als Drachentöter
  • Heilige und biblische Szenen
     

Beinhaus und Friedhofskapelle

Der Karner hatte ursprünglich eine Doppelfunktion:

  • Untergeschoss: Diente bis 1785 als Beinhaus für die Gebeine des umgebenden Friedhofs.
  • Obergeschoss: Wurde als Friedhofskapelle genutzt.

Zugang zur Kapelle erhält man über eine elegant rekonstruierte Freitreppe im Viertelbogen. Der absolute Blickfang:
→ Das reich verzierte Trichterportal, ein Paradebeispiel romanischer Steinmetzkunst.
 

Innenraum: Symbolik von Himmel und Hölle

Der überkuppelte Innenraum folgt einer klaren, bildlichen Struktur.
Die Fresken gliedern sich in eine religiöse Darstellung von Gut und Böse – abhängig vom eigenen Standort:

  • Rechte Seite (Gut):
    • Kluge Jungfrauen mit vollen Ölkrügen
    • Heilige Katharina
    • Anbetung durch die Drei Könige
    • Himmelsszene mit dem ewigen Leben
  • Linke Seite (Böse):
    • Törichte Jungfrauen mit leeren Krügen
    • Teufel, Hölle und menschliche Laster
    • Besonders deutlich: Unmäßigkeit, symbolisiert durch eine Figur mit Weinfass
  • Apsis-Malerei:
    • Christus als Richter
    • Engel mit Schwert (Gericht) und Kreuz (Erlösung)
    • Maria und Johannes als Fürsprecher
    • Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen

Unter den Fresken zieht sich ein umlaufendes Band mit fantastischen Fabelwesen, das die mittelalterliche Symbolweit abgerundet.
 

Alle Sehenswürdigkeiten kompetent erläutert

Geführte Stadtrunden bieten die perfekte Gelegenheit, um alle wichtigen Sehenswürdigkeiten, untermauert mit kompetentem Fachwissen und umrahmt mit amüsanten Anekdoten, zu erleben. Beim Sight-Running, Sight-Walking und bei der historischen Altstadtführung kann die Stadt laufend, walkend oder spazierend erkundet werden.